Bairisch-Münchnerisch Kleiner Grundkurs

In München wird leider kaum mehr Bairisch gesprochen… Schon meiner Generation hat man das in der Grundschule ausgetrieben, damals gab es aber noch genügend Dialektsprecher im Umfeld, dass man sozusagen zweisprachig aufwuchs. Mittlerweile ist das anders, wie man sogar an bayerischen Filmen merkt: Manchmal fragt man sich, wie es dazu kommen konnte, dass die Geschwister ein und derselben Familie Oberbairisch sowie Bairisch mit fränkischem, schwäbischem und Tiroler Einschlag sprechen…

Genaugenommen ändern sich Dialekte schon alle 30 km so grundlegend, dass Fachleute genau auseinanderhalten können, woher jemand kommt, dazu kommen die Soziolekte innerhalb des Dialekts. Der Stadterer spricht natürlich ganz anders als jemand aus dem Umland oder gar dem Oberland oder Richtung Niederbayern. Der demonstrativ trachtenanzugtragende Ministerialbeauftragte redet anders als der Bierkutscher vom Wiesn-Einzug. Der Bayerische Rundfunk legt angeblich immer noch Wert auf Sprecher, die im selbstverständlich erforderlichen, allgemeinverständlichen Hochdeutsch einen leichten bayerischen Tonfall haben. Ich selbst halte mich hier an ein mäßig ausgeprägtes, weiches Münchner Bairisch, wie es noch manche ältere Münchner sprechen.

Münchner in „Tracht“ sind in den seltensten Fällen Münchner und die Tracht ist in den meisten Fällen auch keine Tracht. Mit vier Jahren konnte man mich aber noch einkleiden, wie es Tanten und Großmüttern gefiel.

Die Aussprache des Bairischen ist leider nicht ganz einfach, man unterscheidet allein zwischen drei verschiedenen „a“, einem normalen a wie in Fahrkarte („Abrui“, April), einem sehr hellen à wie in Parade oder engl. butler („Madl“, Mädchen; „Mari“, Maria) sowie einem dumpfen å, das fast ein offenes o ist wie in Post, Moll („i hob“, ich habe; „i mog di“, ich mag dich). Dann gibt es noch den Schwa-Laut ə, sprachwissenschaftlich auch „mittlerer Zentralvokal“ genannt, ein unbetontes e/a wie in engl. about, der bayerische Wörter auf -er abschließt („Grattlə“ nicht Grattler,ə“ ein). „Das“ heißt im Münchner Bairisch „des“ mit einem geschlossenen, langen e: wie in Rebe, in manchen Varianten grenzt die Aussprache aber auch an ein ö, weshalb man in bairischen Texten häufig auf die Schreibweise „dös“ für „das“ stößt. Ein ausführliches bayerisches Wörterbuch inkl. Aussprachehinweisen findet sich => „då (externer Link).

Sehr gut einhören kann man sich auf YouTube bei Harry G., einem typischen bayerischen Grantler (s.u.). Der Kabarettist beschäftigt sich mit der psychosozialen Verortung des Bayern an und für sich und hat auch etliche Sketche über Bairisch vs. Hochdeutsch gemacht hat. Sehr wichtig die Lektion über das Wort „lecker“, das in Bayern nicht existiert. Wer einen bayrischen Schweinsbraten oder einen Apfelstrudel lecker nennt statt guad, riskiert Irritationen, im Einzelfall bis hin zu einer saftign Watschn (s.u.). Bei Harry G. bekommen gerne auch die Münchner ihr Fett ab, wie im Sketch über die nachcovidianischen Grenzöffnungen Richtung „Kitz“(bühl) in Tirol.

Aufschlussreich, sowohl in sprachlicher als auch in charakterlicher Hinsicht, ist die Geschichte vom Münchner im Himmel von Ludwig Thoma über den Dienstmann Alois Hingerl, einen typischen bayerischen Grantler, der es mit dem Arbeiten übertrieben hat und deshalb in den Himmel berufen wird, wo er Frohlocken und Lobsingen soll… Eingesprochen von Adolf Gondrell und gezeichnet von Traudl und Walter Reiner als animierter Film im Internet zu finden.

Ins Niederbayerisch lappende O-Töne Bairisch hört man in der Musik von Haindling. Die Unterbiberger Hofmusik hat auf Bavaturka und Bavarabica einige wunderbare Nummern mit bayerisch-türkischem und bayerisch-arabischem Text aufgenommen.

Wer selbst üben will: Udo Wachtveitl, der aus dem Münchner Tatort, hat unter dem Titel Bayerisch mit The Grooves eine CD eingesprochen… Dabei sei gewarnt: richtige Bayern und -innen nehmen schlechte Dialekt-Imitationen oft nicht gelassen hin, v. a. wenn man sich über die Sprache oder sie lustig macht.

Überregional nicht sehr bekannt, aber für Groß und Klein lohnend sind die Kasperl-Hörspiele von Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater. Zu guter Letzt sehr empfehlenswert sind die alten Pumuckl-Platten mit Alfred Pongratz in der Rolle des Meister Eder und die Filme mit Gustl Bayrhammer, beide haben einen sehr schönen, weichen Münchnerischen Ton, auch wenn nicht wirklich Dialekt ist, was da gesprochen wird.

Mein Großvater, in München eigentlich nie in der Ledernen… Aber den „Preißn“ an der Ostsee hat er’s gezeigt.

Begrüßen und Verabschieden:

  • Grias di – grias eich – grias eahna : (Ich) grüße dich – euch – Sie
  • Pfiat di – pfiat eich – pfiat eahna: Behüte dich – euch – Sie (Gott)
  • Servus / servàs: informelle Begrüßung oder Abschied
  • Wiedaschaun : Auf Wiedersehen
  • Hawedieehre! : Habe die Ehre! Leider fast ausgestorbener Abschiedsgruß, ehemals ging die Hand dabei zum vorhandenen oder nicht vorhandenen Hut

Basics:

  • aba jetz glaub i’s aba : aber jetzt glaube ich es – Ausdruck von unwilligem Erstaunen
  • à geh! : ach gehe! – Ausdruck der milden Verwunderung
  • a g’màhde Wiesn : eine gemähte Wiese – eine Sache ist ganz einfach oder schon vorher klar
  • ausgschamdt: durchtrieben, gemein
  • auwéé! : das ist daneben gegangen
  • bàsst scho! : okay
  • Blaukraut : Rotkohl
  • a Brezn / die Brezn: [bre:zn] mit geschlossenem, langen e, auf keinen Fall Breezel oder Brettz’n
  • da Hunga dreibt’s eini : der Hunger treibt es rein – wenn es mal nicht so gut schmeckt
  • Dangkschéé! : Dankeschön!
  • dea füad si auf wiar a warms Weißbia – er benimmt sich wie ein warmes Weißbier – bayerisches Hefeweizenbier lässt sich nur gut gekühlt und langsam einschenken, sonst schäumt es über
  • der ganze Bua a Depp : kopfschüttelnd nachsichtige Bemerkung über einen, dem wieder mal ein Malheur passiert ist
  • der scheisst se nix : der macht einfach etwas, ohne lange nachzudenken
  • des is eh oiss für d’Katz! – das ist ohnehin alles für die Katze – das führt nicht zum Ziel
  • Des is ghupft wia gsprunga – das ist gehüpft wie gesprungen – und damit völlig egal, was man tut
  • do wannst ma fei ned gehst mit deim … (z. B. Kölsch, Pils), deim greislichn : wenn du mich nicht in Ruhe lässt mit etwas völlig Inakzeptablem – Ausdruck höchster Ablehnung
  • do legst di nieda! – vor Begeisterung oder Überraschung zieht es einem fast die Beine weg
  • eh : ohnehin
  • fei : übrigens
  • fuchsdeifiswuid : fuchsteufelswild (seeehr sauer)
  • gäi : gell, gelt – nicht wahr? Da staunst, gäi?
  • Gnedlfriedhof – Knödelfriedhof, der wohlig gerundete Bauch, manchmal auch als Hendlfriedhof (Hähnchenfriedhof) bezeichnet, unfreundlicher ist Wampn (Wampe)
  • Grantla : Grantler, im Unterschied zum hochdeutschen Miesepeter ist der bayerische Grantler kein Pessimist, keine Spaßbremse, nicht verbittert und auch nicht gemein, er hat einfach a Freid dro, Freude daran, sich ein wenig aufzuregen und über Gott und die Welt herumzunörgeln
  • Guadl : das Guadl, die Guadln, Bonbon(s)
  • hà? : wie bitte?
  • hådst di? : hat es dich? Bist du wahnsinnig?
  • as Haisl : das Häuschen – die Toilette
  • hammas? : haben wir’s? (Aufforderung endlich zu Potte zu kommen und mit der Trödelei aufzuhören)
  • håst mi? : hast du mich verstanden?
  • i bin ganz dàhaud : ich fühle mich zerschlagen
  • i mog jetzad mein Griawign : ich möchte es jetzt gemütlich haben, nicht mehr behelligt werden – wer sein Griawign hod, der befindet sich in einem Zustand von friedvoller innerer Ruhe, sei es auf dem Bankerl vor dem Haus oder vor einer frischen Mass im Biergarten, sich selbst genug. Nicht-Bayern versuchen das u. a. mit jahrelangen Meditationsübungen zu erreichen
  • Kracherl : die Limonade oder das Sprudelwasser, weil die Bügelverschlüsse einen Krach, ein Ploppen erzeugen
  • a Mass / die Mass: ein Liter Bier – Achtung, die Mass reimt sich auf Fass, auf keinen Fall auf Maas
  • mei / ja mei : Lückenfüller für Erstaunen, Entsetzen, Anteilnahme, Schicksalsergebenheit und vieles mehr, mei kann viele Nuancen übermitteln – ja mei, das wird schon wieder – mei, ist das schön – mei, war das schlimm – mei, das hätte ich nicht geglaubt – mei, das kann man eben nicht ändern…
  • Measse! : mercí, lässig für danke, auch überrascht anerkennend oder wegwerfend „ja measse, mi leggst“ (wörtl. Ja danke, da leckst du mich am Arsch)
  • nàà : nein
  • oh mei! oder oh mei oh mei! – Seufzer, kann positiv gemeint sein wie „oho“ oder negativ wie „oh je“ (kommt von O mein Gott)
  • pfeigrod : pfeilgerade – kerzengerade, vor allem aber gebraucht als Adverb im Sinn von tatsächlich, wirklich, überraschenderweise
  • pfenningguad : in hervorragendem Zustand
  • pumperlgsund : frei von jeglicher Krankheit
  • Ràmàsuri – Durcheinander
  • jetzt sei ned so ruaschad , a so a Ruaschn: nicht so hastig, sei nicht so tollpatschig – eine Ruaschn ist eine tollpatschige Frau
  • sàmmàs? : Sind wir fertig? Können wir aufbrechen? (Reimt sich auf griechisch „jamas“, Prost)
  • schau ma moi, dann seng ma’s scho! : schauen wir einmal, dann sehen wir schon (Probieren geht über Studieren oder auch einfach mal abwarten)
  • Schoglàd : a Schoglad, der ! Schoglad – Schokolade
  • schwoa’ma’s owi! : spülen wir den Frust mit Bier hinunter – von mittelhochdeutsch sweiben, verwandt mit engl. sweep
  • Schpekuliereisn – Spekulier-Eisen, die Brille
  • wer ko der ko! : Wer kann, der kann! Bayerisches Selbstbewusstsein…
  • wia’s dà Deife mog : wie es der Teufel mag, passiert etwas Unvorhergesehenes
  • woos (moanst)? : was meinst du? – wie bitte?
  • wuaschd! : wurst, egal
  • wos bist‘ denn heid gor so zwida? : warum bist du denn heute so außerordentlich schlecht gelaunt?

Flüche

Wenn etwas einmal nicht so gut klappt, wird das sich anzusammeln drohende, schädliche Kortisol in Bayern gerne durch herzhafte Flüche abgebaut:

  • Kreizkruzifixhimmihergottsakramentherrschaftszeitnzefixhalleluja: Kreuz Kruzifix Himmelhergott Sakrament Herrschaftszeiten Kruzifix Halleluja… kann minutenlang in zahlreichen Varianten fortgesetzt werden
  • Ja Herrgottsack: Herrgott Sakrament
  • Himmi, Arsch und Zwirn! : Himmel Gesäß und Zwirn
  • Sakradi: von Sacre Dieu
  • Zefix Halleluja! : Kruzifix Halleluja
  • Sakra oder Sacklzement, Sakradi oder Sappradi kann „Sakrament“ ersetzen, entweder weil man es sich mit dem Herrn im Himmel doch nicht verscherzen will oder weil der Fluch nicht so ernst gemeint ist

Warnungen

Je nach Grad des grollenden Untertons sehr ernst zu nehmen.

  • A Ruah is! : Ruhe!
  • Hoidt dei Bapp’n! / Hoidt dei Fotzn! – Halts Maul, die zweite Variante ist sehr viel unfreundlicher
  • Du drau da fei ja ned! : trau dich ja nicht
  • I dusch da glei oane: ich stehe kurz davor, dich zu ohrfeigen
  • Obacht, Birscherl! : Achtung Bursche! Je nach Ton mehr oder weniger drohend
  • Schleich de! – Schleiche dich hinweg (Hau ab!)
  • Mogst a Watschn? : Möchtest du eine Ohrfeige?
  • A Baggl Fotzn is glei aufgrissn – Eine Packung Ohrfeigen ist gleich geöffnet

Abqualifizieren von Gegenständen und Situationen

  • A so a Kaas! : So ein Käse
  • Schmarrn! : Blödsinn
  • Scheiß-G’lump, varregdts: beschissenes Gerümpel, verrecktes
  • Sauweeda, miserabligs : miserables Schlechtwetter

Schimpfwörter für Personen

Grammatik: häufig werden die Adjektive nachgestellt, wobei das Personalpronomen meist wiederholt wird „du Depp, du damischer“, „der Depp, der damische“

  • Àdàbei : auch dabei – ein Wichtigtuer, der überall auftaucht, wo etwas los ist und den man einfach nicht loskriegt
  • Aff : Affe
  • Båchratz, greislicha : eklige Bachratte (für eine unattraktive Frauensperson)
  • bsuffans Wagscheidl [bsuffànswågschaidl] : Säufer
  • Bussal, Busserl, Bussi : ein kurzer Kuss
  • Depp, damischer : blöder Dummkopf (damisch bedeutet auch schwindelig: i bin ganz damisch)
  • Doagaff : Teigaffe (dummer Mensch)
  • Dreeghamme, ausg’schamdta [dre:ghàmme] : durchtriebener Dreckhammel (rücksichtsloser Mensch, männlich)
  • Dreggmatz : Dreckmatz (hinterhältige Person, meist weiblich)
  • Fade Nock’n : langweilige, dumme Frau
  • Gloifl : Rüpel
  • Graddtla : Grattler (Taugenichts, Tagedieb)
  • Grischbal: Krisperl (schwächlicher, kleiner Mensch)
  • Gschpuusi : die Liebschaft, offiziell oder heimlich
  • Gscheidhafal : Besserwisser
  • Gschwerl [gschweàll] : Geschwerl (Gesindel, Pack)
  • Hallodri : leichtfertiger Kerl
  • Hosnbiesla : einer der in die Hose bieselt/pisst (Angsthase)
  • Huisnblasi: läppischer Mensch
  • Hundsbua, elendiga : elender Lausebengel
  • Karusseibremsa : Karussell-Bremser (ein dummer Mensch)
  • Kniabiesla : einer, der beim Biesln, dem Urinieren, nicht über die Knie hinauskommt – ein Halbstarker, liebevoller gemeint auch für einen kleinen Jungen
  • Krampfhenna : Krampfhenne (wichtigtuerische, exaltierte Frau)
  • Lätschnbeni : einer, der eine Lätschn, ein Gesicht zieht
  • Mistviech : bösartige Frau
  • Ratschkathl: vielredende, tratschende Frau
  • Rotzbua : Knabe mit laufender Nase (vorlauter Junge)
  • Quadratratschn : Quasselstrippe, meist weiblich
  • Saubua : Saubub (ungezogener Junge)
  • Sauhamme : Sauhammel (Rüpel)
  • Saupreiß, chinesischa : „Preiß“ bezeichnet im bayerischen Verständnis keineswegs nur Menschen aus Preußen, sondern alle, die aufgrund ihrer nichtbayerischen Herkunft suspekt sind, seien sie nun aus dem Rheinland, aus Berlin oder eben auch aus China…
  • Semmegeist, platterter : Glatzkopf
  • Schpezl : Spezi, ein (männlicher) Freund, dem man aus verschiedenen Gründen stark vertraut – in der bayerischen Politik findet man oft eine Spezlwirtschaft mit undurchdringlichen, sehr verlässlichen Seilschaften, die oft noch auf die Schulzeit zurückgehen
  • Schpinatwachtl, gspinnade : Spinatwachtel (wunderliche, meist dürre ältere Frau)
  • Schwammal : der Schwammerl = der Pilz, die Schwammerl = die Pilze
  • Uhu, gwampada : beleibter
  • Uhu, spinnada : verrückter Mensch, Kauz (für Männer)
  • Urschl, gspinnade : verrückte Ursel (für Frauen)
  • Wadlbeißer : angriffslustiger Mensch, Zyniker
  • Watschngsicht : Ohrfeigengesicht (Gesicht, das zu spontanen Ohrfeigen herausfordert)
  • Weedahexn, schiache : hässliche Wetterhexe (sehr unattraktive Frau)
  • Wimmerl, lästigs: aufdringlicher Mensch (Kind oder Erwachsener – ein Wimmerl ist ein Pickel)
  • Ziefern : magere, trübselige Frau
  • Zipfegladscha : Zipfelklatscher, wobei der Zipfel den Penis bezeichnet, möglicherweise Zusammenhang mit Onanieren (Trottel, Angeber)
  • Zoanbinkl : Zornbinkel (reizbarer Mensch, Hitzkopf)
  • Zwetschgnmandl: kümmerlicher Mann
  • Zwidawuazn : eine unangenehme, schlecht gelaunte Person

Eher anerkennend gemeinte Injurien:

  • A so a Hundling, a so a vareggdta: ein so ein durchtriebener (eigentlich verreckter) Schlingel
  • Mileckstamoasch! : Mich leckst du am Arsch! – hat nichts mit dem unfreundlichen Leck mich am Arsch! zu tun, sondern drückt Anerkennung für eine Leistung oder Anerkennung aus – auch kopfschüttelnd: „ja measse, mi leggst
  • Sakradi! : Wahnsinn! – von sacre dieu

Französisch im Bayerischen

Schon im Absolutismus, der von der französischen Strahlkraft geprägt war, kamen manche französische Wörter ins Bairische, weil man bei Hofe und unter Menschen, die auf sich hielten, bevorzugt französisch parlierte. Der bayerische Chronist Lorenz von Westenrieder (1748-1829) beklagte, dass die höheren Stände die französische Sprache besser sprächen als die deutsche. Verstärkt hat sich der Französisch-Trend dann noch im napoleonischen Zeitalter.

Dabei haben manche Wörter ihre Bedeutung aber stark verändert, so meint bagage am Gare de l’Est etwas ganz anderes als wenn der Bayer sagt „A so a Bagasch, a so a ausgschamdte„. Auch die Aussprache entspricht nicht immer den Ansprüchen der Académie française.

  • Bagasch: Gesindel
  • Billett: Fahrkarte (gesprochen wie geschrieben)
  • Böfflamott: meint Bœuf à la mode, in Rotwein gebeiztes und in einer gebundenen Sauce serviertes Rindfleisch
  • bressiern / bressant: pressieren, eilen, „des is bressant„, das ist eilig
  • Lackl, häufig gscherda: ein ungehobelter und / oder großer schlaksiger Kerl – hier ist die Verbindung zum Französischen nicht so offensichtlich, der Ausdruck geht auf den französichen General Ezéchiel de Mélac zurück, der Ende des 17. Jahrhunderts Teile der damals zu Bayern gehörenden Pfalz verwüstete
  • leschea leger, „da ziagst di ganz leschea o“ – da ziehst du dich ganz leger an
  • Measse! : mercí, lässiger Dank
  • oam oane duschn: einem eine Ohrfeige austeilen – von toucher
  • Paraplü: Regenschirm
  • Potschamperl: pot de chambre, Nachttopf
  • Schandarm: Gendarm
  • Schäsn, oide Schäsn: von chaise, Stuhl, übertragen auf eine zwei- oder vierrädrige Kutsche – Schäsn hat man früher den Kinderwagen genannt, oide Schäsn kann ein liebevoll herabwürdigender Ausdruck für ein Auto sein, meint aber auch weniger freundlich eine alte Frau
  • schiach: hässlich, nervtötend – von chiant
  • schikanieren: quälen von chicaner streiten, sich kabbeln
  • tratzn oder dratzn: necken, (eher gutmütig) quälen
  • Trottoir: Gehweg [droddoàr]
  • Visasch: unfreundlich für Gesicht, „mei, dem sei Visasch hättst segn miassn„, oh je, das Gesicht des Betroffenen hättest du sehen sollen
  • wisawi: vis à vis , gegenüber